Die Art und Weise, wie Menschen online nach Informationen suchen, verändert sich. Zunehmend verwenden Menschen die Sprachsuche auf ihren Smartphones und Tablets, Sprachassistenten wie Amazon Echo, Google Home und Apple HomePod sind auf dem Vormarsch.
2018 nutzen bereits über 1 Milliarde Menschen virtuelle Assistenten, Prognosen zufolge sollen es 2021 bereits fast doppelt so viele sein. Laut Sundar Pichai, CEO von Google, sind bereits heute 20% der Suchanfragen bei Google Sprachsuchen. Schätzungen zufolge sollen bis 2020 50% aller Suchen per Sprache ausgeführt werden.
Warum nimmt die Akzeptanz von Voice Search so rapide zu?
Gegenüber herkömmlichen Suchen hat Voice Search einen immensen Vorteil: sie ist einfach und intuitiv bedienbar. Im Gegensatz zu herkömmlichen Suchanfragen, die wir am Computer eingeben, wird die die Sprachsuche umgangssprachlicher verwendet. Bei der Sprachsuche können wir mit unseren Telefonen und digitalen Assistenten sprechen, so wie wir das auch mit einer anderen Person tun würden.
Bei der Textsuche neigen Nutzer dazu, Suchanfragen so kurz wie möglich zu halten. Häufig werden nur einzelne Wörter eingegeben. Das haben wir uns über die Jahre so angewöhnt und Google und Co. haben sich auf diese Art der Anfrage eingestellt.
Voice Search ist allerdings viel mehr wie einfach nur „gesprochenes Tippen“. Da es sich hier quasi um eine Konversation mit dem Sprachassistenten handelt, sind die Keywords typischerweise deutlich länger als bei der klassischen Suche. Häufig bestehen die Suchanfragen sogar aus ganzen Sätzen oder Fragen.
Für die Suchmaschinen (und damit natürlich auch für uns SEOs) haben die längeren Keywords den Vorteil, dass der User Intent einfacher zu interpretieren ist und die Customer Journey besser nachvollzogen werden kann. Dadurch erhalten die Nutzer Suchergebnisse, die noch besser auf ihre Absicht abgestimmt sind.
Gibt der Nutzer in der normalen Suche beispielsweise das Keyword „Spiegelreflexkamera“, ist für Google nicht klar ersichtlich, ob der Nutzer sich zunächst grundlegend über das Thema informieren möchte oder sich möglicherweise schon entschieden hat, eine solche Kamera zu kaufen und nun auf der Suche nach dem geeigneten Modell ist. Bei der Sprachsuche „OK Google, was ist eine Spiegelreflexkamera?“ ist der User Intent dagegen klar erkennbar.
Für Nutzer hat die Sprachsuche aber noch zwei weitere Vorteile. Zum einen erspart sie das lästige Tippen auf der eh viel zu kleinen Smartphone-Tastatur. Zum anderen ermöglicht sie es den Nutzern, immer und überall nach Informationen und Antworten zu suchen - egal ob beim Kochen, im Bad oder beim Autofahren.
Das ist doch nur was für B2C, oder?
Aktuell wird Voice Search hauptsächlich im Zusammenhang mit B2C- und Local-SEO diskutiert. Tatsächlich kann Voice Search aber für viel mehr genutzt werden, als nur nach dem Wetter oder dem Weg zum nächstgelegenen Restaurant zu fragen.
Der Einfluss der Technologie auf B2B-Entscheider, wird immer weiter zunehmen. Angesichts der Tatsache, dass Führungskräfte bereits heute vor einer Kaufentscheidung häufig auf mobilen Endgeräten recherchieren, ist die Entwicklung hin zur Nutzung der Sprachsuche naheliegend - ganz zu schweigen von der nächsten Generation von B2B-Entscheidern, die mit dieser Technologie aufwachsen. In einigen Jahren werden digitale Assistenten im Geschäftsumfeld möglicherweise genauso selbstverständlich genutzt wie das heute bereits mit Laptops, Smartphones und Tablets der Fall ist.
Wohin der Weg in Zukunft gehen kann, zeigt Amazon mit der Einführung von „Alexa for Business“.
Und wie optimiere ich schon jetzt für Voice Search?
Da Sprachsuchen häufig von unterwegs auf mobilen Endgeräten ausgeführt werden, versuchen die digitalen Assistenten, leicht identifizierbare, kurze und relevante Inhalte zu finden, die sie dem Suchenden zurückgeben können. Um bei einer Voice Search ganz oben zu landen, ist also entscheidend, relevante Fragen der Nutzer möglichst exakt vorauszusehen und punktgenaue Antworten zu liefern.
1. Erstellen Sie Inhalte, die die Fragen Ihrer Kunden beantworten
In Zeiten von Voice Search ist es notwendig, die Keyword-Strategie mehr auf Konversation auszurichten. Überlegen Sie sich daher, welche Fragen Ihre Kunden beschäftigen. Ein Anhaltspunkt können hierbei z.B. die Fragen sein, die Kunden stellen, wenn sie den Kundenservice kontaktieren.
Zukünftig soll es auch möglich sein, die Google Search Console nach sprachbasierten Suchanfragen zu filtern. Wann genau die Funktion tatsächlich verfügbar sein wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Allerdings besteht schon heute die Möglichkeit, die Daten aus der Google Search Console in Google Data Studio zu importieren und dort über eine entsprechende Formel nach Fragen zu filtern.
Zudem können externe Tools, wie beispielsweise AnswerThePublic, Sie dabei unterstützen, die Fragen zu finden, die Ihre Zielgruppe beschäftigen.
Nachdem Sie die Fragen und Themen gesammelt haben, die Ihre Zielgruppe beschäftigen, können Sie damit beginnen, passende Inhalte zu erstellen. Viele Unternehmen beschränken diese Bemühungen dabei auf die Erstellung einer FAQ-Seite. Es kann aber durchaus sinnvoll sein, auf Grundlage der ermittelten Fragen dedizierte Blogbeiträge bzw. Inhaltsseiten zu konzipieren. Sind bereits einigermaßen passende Inhalte vorhanden, bietet es sich an die bestehenden Blogbeiträge oder Inhaltsseiten für die Voice Search zu optimieren.
2. Optimieren Sie für die Featured Snippets
Bei vielen Suchanfragen am Smartphone und Desktop wird bereits heute häufig eine Answer-Box angezeigt. Google hebt dabei ein zur Anfrage passendes organisches Sucherergebnis optisch hervor, um eine direkte Antwort zu generieren.
Bei entsprechenden Anfragen in der Sprachsuche lesen die digitalen Assistenten den Inhalt der Answer-Box häufig vor. Für Voice Search SEO ist es daher wichtiger, in seinen Texten präzise und klare Antworten auf die vom Nutzer gestellten Fragen zu liefern.
3. Verwenden Sie strukturierte Daten
Suchmaschinen betrachten neben dem Inhalt der Seite selbst auch eine Reihe anderer Faktoren, um die Relevanz und Position einer Seite in den Suchergebnissen zu bestimmen.
Ein solcher Faktor ist beispielsweise das Schema-Markup (wird auch als strukturierte Daten bezeichnet). Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Metadaten, die im Quellcode der Seite angegeben werden, Sie helfen denden Suchmaschinen dabei, den Inhalt der Seite zu analysieren und den Kontext zu verstehen.
Damit die digitalen Assistenten schnell eine adäquate Antwort auf die gesprochenen Sachanfragen liefern können, ist es daher wichtig, die Daten nach Schema-Markup auszuzeichnen.
4. Verbessern Sie Ihre mobile User Experience
Die mobile User Experience hat zwar keinen direkten Einfluss auf die Sprachsuche, allerdings ist sie essenziell wichtig für Ihre grundlegende Mobile-SEO Strategie.
Sprachsuche oder nicht - wenn eine Seite nicht für Googles Mobile First Index optimiert ist, kann sich das auf die Rankings der Seite negativ auswirken.
Im Bereich mobile User Experience spielen zwei Punkte eine entscheidende Rolle:
- Die Seite muss für Mobilgeräte optimiert sein. Google empfiehlt hier ein responsives Webdesign. Wenn Sie testen möchten, ob Ihre Webseite den Richtlinien von Google entspricht, können Sie Googles Mobile-Friendly Test Tool nutzen.
- Ihre Seite muss schnell geladen werden - Page Speed lautet hier das Buzzword. Auch zum Testen der Ladegeschwindigkeit bietet Google ein Tool.
5. Beanspruchen und optimieren Sie Ihren Google MyBusiness Eintrag
Viele Sprachsuchen haben einen lokalen Bezug. Die digitalen Assistenten nutzen zur Beantwortung solchen Suchanfragen häufig Informationen aus Google MyBusiness. Daher ist es wichtig, den eigenen Google MyBusiness Eintrag zu beanspruchen und die dort enthaltenen Informationen regelmäßig zu pflegen und zu optimieren.
Fazit
Wer denkt, dass sich durch die Sprachsuche nichts ändert, der täuscht sich gewaltig! Im Gegensatz zur herkömmlichen Suche erwarten Nutzer bei Sprachsuchen eine direkte Antwort und keine Liste an Möglichkeiten. Bei der Sprachsuche gibt es daher nur einen Gewinner, nämlich den ersten Treffer, und viele Verlierer.
Doch auch wenn man es schafft, die eigene Antwort bei den digitalen Assistenten zu platzieren, stellt sich weiterhin eine entscheidende Frage: „Was habe ich als Unternehmen davon?“ In der Sprachsuche erfolgt in der Regel kein expliziter Hinweis auf die Quelle des Ergebnisses.
Im geschäftlichen Umfeld ergibt sich noch ein weiteres Problem: der Datenschutz. Damit die digitalen Assistenten auf Ansprache reagieren können, müssen ihre Mikrofone zu jeder Zeit aktiv sein. Die Hersteller versichern zwar, dass die Daten erst gespeichert werden, wenn die Geräte aktiviert werden. Dennoch besteht hier ein gewisses Risiko, dass vertrauliche Daten und Geschäftsgeheimnisse nach außen gelangen.
Den Kopf in den Sand stecken und sich vor diesem Trend verschließen, ist aber sicher nicht die Lösung dieser Probleme. Denn eines ist sicher: Voice Search ist die Zukunft der Suche. Daher besteht die Aufgabe, sowohl der Unternehmen selbst als auch der Anbieter dieser Technologie darin, einen Weg zu finden, Voice Search praktikabel und sicher in den Geschäftsalltag zu integrieren.