Once upon a time … Die Kunst des Storytellings

Once upon a time … Die Kunst des Storytellings

Lesezeit ca. 8 Min.
Autor
Lena Dierolf
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Geschichten sind überall – in Büchern, Filmen oder Serien. Aber was macht sie für uns so unwiderstehlich? Die Antwort liegt in der faszinierenden Verbindung zwischen Geschichten und unserem Gehirn. 

Lass uns in die Welt des Storytellings eintauchen und entdecken, warum wir von Erzählungen so gefesselt sind. 

Der Zauber von Geschichten: Eine neurologische Verbindung

Unser Gehirn liebt Geschichten. Der Hippocampus, der für unser Gedächtnis zuständig ist, verknüpft vergangene Erfahrungen mit der Erzählung, sodass wir uns persönlich mit der Geschichte identifizieren können. Dieses Phänomen, bekannt als Neural Coupling, sorgt dafür, dass sowohl der Erzähler als auch der Zuhörer ähnliche Gehirnaktivitäten zeigen, was Empathie und Verbindung fördert. 

Warum Geschichten wirken: Die Chemie des Storytellings

Geschichten sind mehr als nur Worte – sie sind Erlebnisse. Sie aktivieren nicht nur unser Gedächtnis, sondern auch unsere Emotionen. Durch die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, Cortisol und Oxytocin steigern sie unsere Aufmerksamkeit, unseren Fokus und unsere Empathie. Diese chemische Reaktion erklärt, warum Geschichten oft einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 

Netflix: Meister des modernen Storytelling

Netflix hat die Kunst des Storytelling auf ein neues Level gehoben. Sie tauchen tief in die Psychologie und Neurowissenschaften ein, um Inhalte zu schaffen, die uns fesseln. Die Plattform nutzt eine durchdachte Struktur, die aus drei wesentlichen Elementen besteht: dem Hook, dem Build-up und dem Cliffhanger. 

  • Der Hook: Jede Serie oder jeder Film beginnt mit einer fesselnden Szene, die sofort unsere Neugier weckt. Diese Eröffnungsszene stellt oft eine Frage oder ein Rätsel auf, das uns dazu bringt, mehr erfahren zu wollen. Es ist der erste Schritt, um uns in die Geschichte hineinzuziehen. 

  • Der Build-up: Im Verlauf der Handlung werden Spannung und Konflikte systematisch aufgebaut. Netflix versteht es, Charaktere in herausfordernde Situationen zu bringen, die uns emotional involvieren. Diese Phase ist entscheidend, um die Zuschauerbindung zu stärken, da sie die Charakterentwicklung und die Komplexität der Handlung vertieft. 

  • Der Cliffhanger: Am Ende jeder Episode sorgt ein strategisch platzierter Cliffhanger dafür, dass wir unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht. Diese Technik nutzt unser psychologisches Bedürfnis nach Abschluss und Auflösung, was dazu führt, dass wir oft mehrere Episoden hintereinander ansehen – das sogenannte Binge-Watching. 

Netflix hat es geschafft, diese Elemente zu einer Wissenschaft zu machen, indem sie Datenanalysen und Zuschauerfeedback nutzen, um ihre Inhalte kontinuierlich zu optimieren. Sie verstehen, dass wir nicht nur Unterhaltung suchen, sondern auch emotionale und intellektuelle Stimulation. Durch die Kombination von kreativen Erzähltechniken und datengetriebenen Entscheidungen hat Netflix eine Formel entwickelt, die sowohl künstlerisch als auch kommerziell erfolgreich ist. 

Die Struktur einer guten Geschichte: Freytags dramatischer Bogen

Gustav Freytag, ein deutscher Dramatiker, identifizierte fünf Stufen in der dramatischen Struktur: Exposition, steigende Handlung, Höhepunkt, fallende Handlung und Auflösung. Diese Struktur hilft, eine Geschichte spannend und kohärent zu gestalten und sorgt dafür, dass wir bis zum Ende gefesselt bleiben. 

Symmetrie und Balance im Storytelling

Eine gute Geschichte zeichnet sich durch narrative Symmetrie aus. Themen oder Konflikte, die zu Beginn eingeführt werden, finden am Ende ihre Auflösung. Diese Balance sorgt für ein befriedigendes Gefühl der Vollständigkeit. 

Die Essenz starker Geschichten

Jede packende Erzählung beginnt mit einem auslösenden Ereignis, das die Handlung in Gang setzt. Konflikte sind unerlässlich, um Spannung zu erzeugen, und die Geschichte wird durch kleinere Szenen oder Beats vorangetrieben, die uns auf eine emotionale Reise mitnehmen. 

Warum wir Geschichten lieben

Narrative Bögen fühlen sich für uns so natürlich an, weil sie den Mustern unseres täglichen Lebens ähneln. Wir finden Befriedigung in Erlebnissen mit klaren Anfängen, Höhepunkten und Abschlüssen, ähnlich wie bei einer gut erzählten Geschichte. 

Tipps für den Aufbau einer fesselnden Story

Wenn du deine eigene Geschichte schreiben möchtest, hier ein paar Tipps, um deine Erzählung zu strukturieren: 

  1. Beginne mit einem starken Hook: Starte mit einer Szene oder einem Satz, der Neugier weckt und den Leser sofort in die Geschichte zieht. 

  2. Entwickle deine Charaktere: Sorge dafür, dass deine Charaktere vielschichtig und nachvollziehbar sind. Ihre Entwicklung sollte im Mittelpunkt der Handlung stehen. 

  3. Erzeuge Spannung durch Konflikte: Konflikte sind das Herzstück jeder Geschichte. Sie treiben die Handlung voran und halten das Interesse des Publikums wach. 

  4. Nutze den Höhepunkt effektiv: Der Höhepunkt sollte der spannendste Teil deiner Geschichte sein, an dem sich die Konflikte zuspitzen und die Charaktere vor entscheidenden Herausforderungen stehen. 

  5. Schließe mit einer befriedigenden Auflösung: Sorge dafür, dass alle offenen Fragen beantwortet werden und die Geschichte zu einem logischen und emotional befriedigenden Ende kommt. 

Fazit: Der Plot als Herzstück der Erzählung 

Der Plot ist das zentrale Thema oder Problem, das die Erzählung antreibt. Ohne ein Problem gibt es keine Geschichte. Ein starker Plot dreht sich um transformative Konflikte, die die Grundlage für großartige Geschichten bilden. 

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