Digitale Barrierefreiheit wird 2025 verpflichtend - Was Unternehmen jetzt wissen müssen

Digitale Barrierefreiheit wird 2025 verpflichtend - Was Unternehmen jetzt wissen müssen

Lesezeit ca. 8 Min.
Autor
Christian Seifert
Artikel
Internet

Barrierefreiheit im Internet ist kein "nice to have" - sie wird jetzt für Privatunternehmen eine Notwendigkeit. Sie stellt sicher, dass digitale Inhalte für alle Menschen gleichermaßen zugänglich sind, unabhängig von ihren physischen oder kognitiven Fähigkeiten. Das kommende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das ab Juni 2025 gilt, verpflichtet viele Unternehmen in Deutschland zur Umsetzung dieser Richtlinien.

Für Dich als B2C-Unternehmen ist es entscheidend, jetzt schnell zu handeln. Im B2B-Sektor bietet sich nun die Gelegenheit, durch frühzeitige Investitionen in Barrierefreiheit wertvolle Wettbewerbsvorteile zu sichern. Dies verbessert nicht nur die Usability für alle Nutzer, sondern schafft auch langfristige strategische Vorzüge. 

In diesem Beitrag findest Du alle relevanten Informationen sowie unsere Handlungsempfehlungen, um gemeinsam mit uns die digitale Barrierefreiheit voranzutreiben.

Barrierefreiheit im Internet: Ein Muss für Deine digitale Präsenz

Barrierefreie Webseiten sind so gestaltet, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Einschränkungen leicht zugänglich und nutzbar sind. Dazu gehören Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen, motorischen bis kognitiven Einschränkungen und anderen Formen von Beeinträchtigungen.

Um eine inklusive Gesellschaft zu fördern, tritt ab Mitte Juni 2025 das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft und verpflichtet Unternehmen zur Umsetzung der darin enthaltenen Anforderungen an die digitale Barrierefreiheit.

Für Dein Unternehmen bedeutet dies aber nicht nur die Einhaltung rechtlicher Vorgaben. Es bringt viele Vorteile mit sich, wie beispielsweise eine optimierte Benutzerfreundlichkeit, eine Erweiterung Deiner Zielgruppe u.v.a.m. 

Für wen das BFSG ab 2025 gilt

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) gilt ab dem 28. Juni 2025 und richtet sich in Deutschland erstmals an alle privaten Unternehmen, die folgende Produkte und/oder Dienstleistungen im B2C-Bereich anbieten:

  • Webseiten, Webshops und E-Commerce-Plattformen
     
  • Mobile Apps
     
  • Betriebssysteme und Softwarelösungen
     
  • Software für Selbstbedienungsterminals (Geldautomaten, Check-In-Automaten und andere Terminals)
     
  • Multimedia- und Unterhaltungssysteme
     
  • Telekommunikationsdienste (Telefonie, Messenger etc.)
     
  • Transport- und Reisebuchungssysteme
     
  • Bankdienstleistungen
     
  • Bildungsplattformen


Hinweis: Da keine vollständige Liste aller möglichen Fälle existiert, muss jede Deiner Dienstleistungen individuell geprüft werden, um zu entscheiden, ob sie den Regelungen unterliegen.

Warum Barrierefreiheit im Web wichtig ist

Ein barrierefreies Design erhöht die Zugänglichkeit und ermöglicht es einer breiteren Palette von Nutzern, auf Informationen und Dienste im Internet zuzugreifen.

Konkrete Vorteile für Dein Unternehmen, wenn Du jetzt schon auf Barrierefreiheit setzt:

  • Erhöhte Reichweite
    Durch barrierefreie Angebote erreichst Du mehr potenzielle Kunden und erschließt dir einen neuen Personenkreis
     
  • Verbesserte Kundenbindung
    Du stärkst Deine Kundenbeziehungen, indem Du ein Signal für einfache Zugänglichkeit setzt
     
  • Besseres Nutzererlebnis
    Alle Nutzer profitieren von einer intuitiveren, zugänglicheren und auch mobil bedienbaren Webseite
     
  • Minimierung von Risiken und Rechtssicherheit
    Mit der Einhaltung der neuen Vorschriften kannst Du negative PR vermeiden und minimierst das Risiko für Sanktionen durch die Einhaltung der Vorschriften
     
  • Bessere Auffindbarkeit
    Barrierefreiheit wirkt sich oft auf die Sichtbarkeit Deiner Webseite in Suchmaschinen aus, da sie oftmals besser optimiert sind. Bessere Rankings können außerdem für mehr Traffic sorgen
     
  • Stärkung der Marke
    Ein inklusives Image verbessert Dein Markenbild und zeigt gesellschaftliche, sowie soziale Verantwortung und kann ein echter Booster für Dein Employer Branding sein
     
  • Zukunftssicherheit
    Barrierefreie Webseiten entsprechen den neusten Standards und sorgen dafür, dass Deine Webseite für künftige Technologien vorbereitet ist

Was kostet digitale Barrierefreiheit für Deinen digitalen Auftritt?

Die Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit und die damit verbundenen Kosten sind so individuell wie Deine Webseite, Dein Shop, Deine Dienstleistungen und Produkte selbst. 

Die digitale Barrierefreiheit greift sowohl in die Oberfläche, die Technik, als auch in die Gestaltung des Contents auf deiner digitalen Präsenz ein. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig eine Einschätzung einzuholen, welche Themen selbst angegangen werden müssen und wofür es einen erfahrenen Partner braucht. 

Herausforderungen der digitalen Barrierefreiheit

Technische Umsetzung
Die Anpassung bestehender Produkte oder Dienstleistungen kann technisch anspruchsvoll sein. Unsere Experten unterstützen Dich bei der Implementierung spezialisierter Software und Technologien, um sicherzustellen, dass Deine Angebote barrierefrei werden.

Schulung und Bewusstsein
Ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung von Barrierefreiheit ist das Bewusstsein und Verständnis innerhalb Deiner Teams. Schulungen und klare Richtlinien können dabei helfen, diese Standards effektiv in die Praxis umzusetzen​ und die Verantwortlichen weiterbilden.

Rechtliche Aspekte
Das BFSG sieht verschiedene Maßnahmen und Sanktionen vor, falls die Anforderungen nicht erfüllt werden. Wir helfen Dir, Dich frühzeitig mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut zu machen und sicherzustellen, dass Deine digitalen Angebote den Vorgaben entsprechen.

Planung und Umsetzung
Die Umsetzung der Barrierefreiheitsanforderungen erfolgt schrittweise und umfasst unterschiedliche Übergangsfristen. Wir unterstützen Dich bei der sorgfältigen Planung, um alle Vorgaben rechtzeitig zu erfüllen.

Praktische Tipps zur Umsetzung

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) beschreiben vier Prinzipien, die nach entsprechenden Erfolgskriterien beurteilt werden und mit den Fähigkeiten des Sehens, Hörens, der Motorik und der Kognition verbunden werden können.

1. Prinzip: Wahrnehmbar
Deine Inhalte müssen für die jeweilige Nutzungsweise des Menschen wahrnehmbar sein. Dies umfasst unter anderem Kontraste, Alternativen für nicht-textuelle Inhalte, Untertitel oder eine nachvollziehbare Semantik der Seiten.

2. Prinzip: Bedienbar
Inhalte müssen für die jeweilige Nutzungsweise des Menschen bedienbar sein, z.B. für Menschen, die mit der Tastatur oder per Spracheingabe navigieren. Gewährleiste eine einfache Tastaturbedienbarkeit, eine logische Tab-Reihenfolge oder abschaltbare Audio- sowie Video-Inhalte.

3. Prinzip: Verständlich
Deine Inhalte und Bedienelemente müssen verständlich sein. Eine konsistente Navigation und eine verständliche Beschriftung auf für verschiedene Elemente (wie beispielsweise Formulare) sind ein Teil davon.

4. Prinzip: Robust
Deine Inhalte müssen von Browsern und Assistenzsystemen interpretierbar sein. Sie müssen zum Beispiel mit verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen kompatibel sein und auf aktuellen Webstandards angepasst werden, damit eine reibungslose Interaktion in Browsern und mit assistiven Technologien gewährleistet ist.

Wer ist nicht vom BFSG ab 2025 betroffen?

Ausnahmen gelten, wenn die Barrierefreiheit zu einer grundlegenden Veränderung Deines Produkts oder Deiner Dienstleistung führen würde oder wenn sie eine unverhältnismäßige organisatorische oder finanzielle Belastung darstellt (§§ 16, 17 BFSG). Außerdem: Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Personen und einem maximalen Jahresumsatz oder einer Bilanzsumme von nicht mehr als 2 Millionen Euro unterliegen dem BFSG nicht.

B2B-Unternehmen fallen derzeit nicht direkt unter das BFSG, da sie in erster Linie andere Unternehmen ansprechen und nicht direkt auf Endverbraucher ausgerichtet sind. Dennoch kann es langfristig sinnvoll sein, sich an die Anforderungen des BFSG anzupassen, insbesondere wenn die Produkte oder Dienstleistungen indirekt von Verbrauchern genutzt werden. Die frühzeitige Integration von Barrierefreiheit könnte zukünftige Risiken minimieren, da Anforderungen wie diese an Bedeutung gewinnen.

Mögliche Folgen: Warum Ignorieren keine Option ist

Die Nichteinhaltung der Vorschriften zur digitalen Barrierefreiheit kann für Unternehmen ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen:

Geldbußen
Je nach Land können erhebliche finanzielle Strafen verhängt werden, wenn die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllt werden.

Eingeschränkter bis blockierter Marktzugang
Unternehmen, die die Vorschriften nicht einhalten, könnten Schwierigkeiten haben, ihre Produkte oder Dienstleistungen in der EU anzubieten, was ihre Geschäftsmöglichkeiten erheblich einschränken könnte. Im schlimmsten Fall könnte sogar ein generelles Verbot der Dienstleistung drohen.

Imageverlust
Ein Verstoß gegen die Barrierefreiheitsanforderungen kann das Ansehen eines Unternehmens erheblich schädigen und das Vertrauen der Kunden beeinträchtigen.


Die entscheidenden Schritte für Deine digitale Barrierefreiheit

Der Prozess zur Umsetzung digitaler Barrierefreiheit umfasst nur wenige Schritte:

1. Beratungsgespräch
Zunächst wird ermittelt, ob und in welchem Umfang ein Unternehmen von den neuen Barrierefreiheitsvorschriften betroffen ist und welche Bereiche der digitalen Präsenz entsprechend angepasst werden müssen.

2. Audit
Im nächsten Schritt erfolgt eine Analyse des aktuellen Stands der digitalen Angebote hinsichtlich Barrierefreiheit, um notwendige Anpassungen zu identifizieren.

3. Umsetzung
Basierend auf den Ergebnissen des Audits werden die erforderlichen technischen Änderungen und Optimierungen der Benutzeroberfläche vorgenommen, um die Angebote konform und benutzerfreundlich zu gestalten.

4. Barrierefreier Launch
Abschließend wird der Launch der überarbeiteten, barrierefreien digitalen Angebote unterstützt, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt sind.

    Unsere Handlungsempfehlungen

    Wir empfehlen Dir, Deine gesamte Seite barrierefrei zu gestalten:

    • Setze ein Zeichen für Inklusion
      Zeige Dein Engagement für gesellschaftliche Verantwortung, indem Du schon jetzt barrierefrei wirst - früh sein lohnt sich!
       
    • Biete ein besseres Angebot für alle Besucher
      Alle Nutzer profitieren von einer besseren Nutzererfahrung - Dadurch erhöhst Du die Reichweite in Deiner Zielgruppe und erzielst positive Effekte für Dein Image
       
    • Lege Wert auf Rechtssicherheit
      Vermeide rechtliche Unsicherheiten oder mögliche Sanktionen und informiere Dich frühzeitig über rechtliche Anforderungen - Ab dem 28. Juni 2025 muss Dein B2C-Unternehmen barrierefrei im Web präsent sein

    Update: Unser Beitrag im Staatsanzeiger!

    Wir freuen uns sehr, dass der Staatsanzeiger – eine renommierte Quelle für wirtschaftliche und politische Themen – aus unserem Blogbeitrag zur digitalen Barrierefreiheit zitiert hat!

    Es ist großartig zu sehen, wie wichtig dieses Thema ist und wie es in relevanten Medien aufgegriffen wird.

    Den Artikel im Staatsanzeiger kannst Du hier nachlesen:
    www.staatsanzeiger.de/nachrichten

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