Der Relaunch einer Webseite bedeutet in den meisten Fällen auch einen SEO-Relaunch. Wieso? Stellen Sie sich vor, Ihre bisherige Seite ist im Google Ranking weit vorne gelistet. OnPage sowie OffPage haben Sie Ihre Seite optimiert und damit auch einiges an Zeit investiert. Auch das Erscheinungsbild Ihrer Webseite ist Ihnen gut gelungen: Die Usability Ihrer Seite hat sich verbessert, Ihre Struktur ist übersichtlicher und das neue Design ist nun optimal auf Ihr Unternehmen abgestimmt - es gibt nur einen Haken: Sucht man nach Ihrer Seite, ist diese kurz nach dem Relaunch schlechter auffindbar, da durch den Relaunch ein Großteil der Platzierungen verloren gegangen ist. Mit dieser Situation sehen sich viele Webseitenbetreiber kurz nach dem Livegang ihrer neuen Seite konfrontiert. Um dem entgegenzuwirken, sollte man bei jeder Änderung der URL-Struktur (was aus Suchmaschinensicht einen Relaunch darstellt) auf ein suchmaschinenfreundliches Vorgehen achten.
URLs sind nicht mehr erreichbar
ede URL Ihres Webauftrittes wird von Google mithilfe von sogenannten Bots gecrawlt und in einem Index gespeichert. Ob Ihre Webseite bei bestimmten Suchbegriffen gezeigt wird, hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der inhaltlichen Gestaltung oder dem Linknetzwerk. Diese Faktoren können gezielt durch Suchmaschinenoptimierung im OnPage– und OffPage-Bereich beeinflusst werden.
Ändern sich die URLs Ihrer Webseite nun aufgrund eines Relaunch, bekommen Nutzer wie auch der Googlebot beim Aufruf den HTTP-Statuscode 404 Not found als Ergebnis vom Webserver geliefert - die Seite ist so nicht mehr zu erreichen und die angeforderte Ressource nicht mehr verfügbar. Als Folge wird Google die Platzierungen für diese URL entfernen und die Seite nicht mehr im Google-Ergebnis präsentieren, da Fehlerseiten bei Nutzern zur Frustration führen.
Neue Struktur - neue Inhalte
Dass sich Inhalte bei einem Relaunch ändern, ist selbstverständlich, da man Struktur und Inhalte optimieren möchte. Aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung kann das an manchen Stellen problematisch sein, vor allem wenn für bestehende Inhalte gute Platzierungen vorliegen. Um die Sichtbarkeit Ihrer Webseite zum größten Teil zu sichern, sollte zu Beginn der Inhaltsplanung bekannt sein, welche relevanten Platzierungen für welche Suchbegriffe vorliegen.
Diese Informationen können beispielweise durch eine Rankinganalyse ermittelt werden. Eine andere Möglichkeit sind hier die Google Search Console (ehemals Webmaster Tools): Unter dem Punkt „Suchanfragen“ können die Impressionen und Klicks für verschiedene Keywords eingesehen werden. So ist es möglich, wichtige Suchbegriffe schnell zu identifizieren. Unter dem Punkt „Die häufigsten Seiten“ können die dazu passenden URLs Ihrer Webseite ermittelt werden.
Sollte es also geplant sein, dass Inhalte entfernt oder angepasst werden, dann ist ein Blick in die Rankings sinnvoll, um zu prüfen, ob wichtige Platzierungen vorliegen. Eine Analyse vor Beginn des Relaunch mithilfe eines Webanalyse-Systems wie Google Analytics ist ebenfalls sinnvoll, um herauszufinden, welche Inhalte für den Erfolg der bisherigen Seite wichtig oder weniger wichtig waren. So finden sich ideale Anknüpfungspunkte für den Aufbau Ihrer neuen Seite.
Suchmaschinenfreundliche 301-Weiterleitung
Klar ist: In den meisten Fällen wird sich die URL-Struktur ändern. Um den Google-Bot wie auch den Nutzer trotzdem auf die passende Nachfolger-Seite zu leiten, ist der Einsatz von sogenannten 301-Weiterleitungen ratsam. Bei einer 301-Weiterleitung wird technisch gesehen der HTTP-Statuscode 301 Moved Permanently übermittelt, welcher ankündigt, dass sich die URL dieses Inhalts dauerhaft geändert hat. Nutzer merken in den meisten Fällen nichts von der Weiterleitung, da sich nur die angezeigte URL im Browser ändert.
Diese 301-Weiterleitung gibt außerdem einen Teil der Linkpower an die neue Seite weiter. Zusätzlich zur 301-Weiterleitung, welche dauerhaft ist, gibt es noch eine temporäre und weniger empfehlenswertere Weiterleitung: Die 302-Weiterleitung. Da diese Weiterleitung nicht dauerhaft ist, wird der Pagerank nicht auf die neue Seite übertragen. Diese Weiterleitung wird hauptsächlich bei Tests oder Reparaturen einer Webseite eingesetzt.
Externe Verlinkung - Backlinks anpassen
Da in den meisten Fällen Unterseiten Ihrer Webseite von außen verlinkt werden, führen diese nach dem Relaunch ebenfalls ins Leere. Für den Fall, dass für die Unterseite eine Weiterleitung eingerichtet wurde, dann ist das schon ein sehr guter Anfang. Da durch die Weiterleitung allerdings nur ein Teil der Linkpower weitergegeben wird und zu viele Weiterleitungen die Performance der Webseite belasten, sollte eine Korrektur der Deeplinks*angestrebt werden.
Dies geht am effektivsten durch einen persönlichen Kontakt mit dem Webseitenbetreiber per E-Mail oder Telefon. Eine Korrektur der Links ist hier zwar nicht gewiss, da nicht jeder Webseitenbetreiber reagieren wird, doch diese Fleißarbeit ist auf jeden Fall nötig, um die URL-Struktur der neuen Seite zu stärken.
Welche Tools helfen bei der Analyse?
- SEO-Tool Searchmetrics
Searchmetrics (kostenpflichtig) kann Ihnen Auskunft über die Keywords geben, die benutzt werden, um Ihre Seite zu finden. Außerdem bekommen Sie Informationen darüber, welches Suchvolumen die Suchbegriffe haben und welche URL Ihrer Webseite indiziert ist. Ein weiterer wichtiger Punkt sind Daten über die externe Verlinkung, die mit dieser Software ermittelt werden können.
- Google Search Console
Die Google Search Console (früher Webmaster-Tools) (kostenlos) liefert Ihnen Informationen über die eigene Webseite, die für die Optimierung sehr nützlich sind: Verwendete Suchbegriffe, mit denen Ihre Seite bei einer Google-Suche gefunden wird sowie Verlinkungen auf die eigene Seite können hier eingesehen werden. Nach dem Relaunch empfiehlt sich ein Blick in die Crawlingfehler: Hier werden die URLs präsentiert, bei denen Google 404-Fehlerseiten gefunden hat.
- Google Analytics
Google Analytics (kostenlos) ist ein Webanalysesystem, mit dem Besucherströme auf der Webseite gemessen werden können, u.a. auch die Top-Inhalte. So erhalten Sie Aufschluss über die Inhalte, die Ihre Nutzer am meisten interessieren.
Domainwechsel
Will man den Namen seiner Domain aus bestimmten Gründen ändern, sollte man auch hier im Bereich SEO einiges beachten.
- Ältere Domains sind für Google meist vertrauenswürdiger – dieses Vertrauen muss sich die neue Webseite erst „erarbeiten“. Hier ist ein realistischer Blick nötig: Ein gleich gutes Ranking ist erst einmal nicht zu erhoffen. Nach einiger Zeit sollte das Niveau allerdings wieder erreicht werden.
- Google sollte idealerweise vor dem tatsächlichen Wechsel informiert werden. Dafür gibt es in der Google Search Console die Möglichkeit der „Adressänderung“.
- Sobald Sie die neue Domain registriert haben, können Sie bereits eine HTML-Seite mit Inhalten hochladen. So kann Google die Seite schon vorab finden und im Index abspeichern. Damit ist die Domain bei Google schon länger bekannt und hat somit einen Vertrauensvorschuss.
- Sind Sie in dem Open Directory (ODP) gelistet, tragen Sie auch hier Ihre Adressänderung ein.
- In den meisten Fällen ist es das Beste, wenn Sie Ihre bisherige Domain beibehalten.
Suchmaschinenfreundlicher Relaunch im internationalen Umfeld
Wollen Sie einen Relaunch Ihrer internationalen Webseite durchführen, dann ist das Vorgehen prinzipiell das Gleiche. Dies liegt daran, dass Google derzeit weltweit einen Suchmaschinen-Marktanteil von fast 70 Prozent besitzt. Lediglich in vier Ländern ist Google kein Marktführer – hier dominieren oft lokale Suchmaschinen:
- Russland: Yandex
- China: Baidu
- Südkorea: Naver
- Tschechien: Seznam
In diesen Ländern sollten demnach auch die Daten der führenden Suchmaschinen in den Relaunch-Prozess mit einbezogen werden, um hier die gewünschten Erfolge erzielen zu können.
Fazit
Beim Relaunch ist ein suchmaschinenfreundliches Vorgehen definitiv empfehlenswert, vor allem bei bereits gut platzierten Webseiten. Ziel sollte es sein, an die bestehende Sichtbarkeit der Webseite anzuknüpfen und durch neue Inhalte weitere passende, reichweitenstarke Keywords hinzuzugewinnen, um die Sichtbarkeit der Webseite bei relevanten Begriffen weiter zu stärken.
Deeplink* = Verlinkung, die nicht auf die Startseite, sondern auf eine Unterseite leitet.